Bregenzer Festspiele 2024

Superlative, wohin das Auge blickt

Die Bregenzer Festspiele sind seit Jahrzehnten für ihre großartigen Bühnenbauten bekannt, und die diesjährige Aufführung von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ ist da keine Ausnahme. Obwohl die Bühne zunächst nicht die höchste oder imposanteste zu sein scheint, ist sie an Opulenz kaum zu übertreffen.

Hunderte von liebevoll gestalteten Details laden dazu ein, immer wieder Neues zu entdecken. Auch während der Aufführung sollte man aufmerksam bleiben, denn überall geschehen spannende Dinge. „Der Freischütz“ kann man bedenkenlos mehrfach besuchen und wird bei jeder Aufführung erneut überrascht. Von subtilen Details bis hin zu bombastischen Szenen ist alles geboten.

Selbstverständlich sind die Anforderungen an das Beschallungssystem in einer solchen Umgebung extrem hoch. Es geht schließlich darum, die brachiale Dynamik der Wiener Symphoniker zu übertragen, die jeden Abend live im großen Saal des Festspielhauses spielen. Die Lautsprecher müssen möglichst unsichtbar im Bühnenbild integriert werden und dabei klanglich so neutral wie möglich bleiben. Das Ziel ist immerhin nicht weniger als die perfekte Illusion, dass alle Sänger unverstärkt direkt von der Bühne singen. Dies erfordert neben der exakten Positionierung aller Quellen auch eine besonders natürliche Wiedergabe der Signale. Im Bühnenbild sind etwa 60 Lautsprecher versteckt, um eine perfekte Ortbarkeit zu gewährleisten. Das birgt natürlich auch das Risiko hoher Feedbackanfälligkeit. Nur mit extrem sauber abstrahlenden Lautsprechern und extrem niedrigen Verzerrungen können die erforderlichen Lautstärken erreicht werden, um fast 7000 Menschen auf der ausverkauften Tribüne zu erreichen.

Wir sind sehr stolz darauf, mit unseren Systemen einen Beitrag dazu leisten zu können, dass es der Ton-Crew in Bregenz auch dieses Jahr wieder gelingt, am Seeufer eben diese perfekte Illusion zu erzeugen und über 200.000 Menschen mit großartigem Klang zu begeistern!

„’Der Freischütz’ ist gleich aus zwei Gründen eine besondere Herausforderung für mein Team und mich. Der erste Grund ist die schiere Breite der Bühne samt der Nähe zum Publikum. Es ist alles andere als trivial, auf einer so großen Fläche perfekte Ortbarkeit zu gewährleisten.

Die zweite Herausforderung ist schlicht und einfach, dass wir sehr viel Sprache in der Oper haben. Hohe Sprachverständlichkeit für 7000 Zuschauer zu liefern, dabei jedoch nicht aus den Augen zu verlieren, dass Ortbarkeit und der typische Klang eines großen Saales nicht verloren gehen dürfen, ist ebenfalls alles andere als einfach.

Die Lautstärke der Sänger ist beim Sprechen erheblich geringer als beim Singen, dafür benötigen wir natürlich unterschiedlich starke Verstärkung. Wir haben tatsächlich auch für jede Rolle vier Kanäle aufliegen: Gesang, Gesang (stark komprimiert), Sprache und Sprache (stark komprimiert). Dadurch können wir je nach Anforderung das komprimierte Signal parallel dazufahren. All das haben wir zur Vereinfachung des Handlings über VCA-Gruppen abgebildet. Die beiden Signalgruppen (Singen/Sprechen) gehen dann weiter an den Richtungsmischer, wo – je nach Szene – dann die entsprechende Quelle ausgewählt und positioniert wird.

Die Produktion ist sehr komplex, da wir ja zusätzlich zu den Stimmen noch das gesamte Orchester, die Bühnenmusik und die zugespielten Soundeffekte haben, aber zum Glück sind wir mit unserem hervorragenden Team, unseren großartigen Tools in der Tonregie und nicht zuletzt auch unserem exzellenten Beschallungssystem den hohen Anforderungen nicht nur gewachsen, sondern können diese sogar noch übertreffen.“

Clemens Wannemacher, Leitung Tonabteilung, Bregenzer Festspiele